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Utopien nach dem Stillstand – Stillstand der Utopien?

<Keynote, dt.>

Thomas Macho
Freitag, den 4. Juni 2021
16:00 – 17:30 Uhr
Ort: Open University, Urfahraner Marktgelände

Abstract

Im Süden Deutschlands kursiert ein Aufkleber, etwa auf gefliesten Kneipentoiletten; ein Freund aus der Künstlerszene hat mir ein Foto davon geschickt. Wir sehen Meer, Palmen, Boote, Sonne – nicht bunt, sondern in Schwarzweiß –, mit der Frage als Überschrift: »Wo ist die Utopie?«. Eine Antwort auf diese Frage fällt schwer, zumal nicht das »Wann« der Utopie, sondern ihr »Wo« entdeckt werden soll. Nach mehr als einem Jahr seit Beginn der Covid-Pandemie träumen wir bloß von einer »Rückkehr zur Normalität«, von erfolgreichem Krisenmanagement mit Hilfe von Tests und Impfungen, allenfalls von einer dauerhaften Zeit der Entschleunigung, der Pausen oder des Verzichts auf Urlaubsreisen und Familienfeste. Die Krise der Utopien ist eine Krise der Fantasie, der Kreativität, der Gedankenexperimente; nicht nur die Welt scheint stillzustehen, sondern auch unsere Köpfe. Wie kann diese mentale Lethargie, die einer Depression verblüffend ähnlich sieht, überwunden werden?

Biografie

Thomas Macho (*1952) war von 1993 bis 2016 Professor für Kulturgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1976 promovierte er an der Universität Wien mit einer Dissertation zur Musikphilosophie und habilitierte sich 1984 in Philosophie an der Universität Klagenfurt mit einer Schrift über Todesmetaphern. Seit 2016 ist er Leiter des Internationalen Forschungszentrums für Kulturwissenschaften (IFK) an der Kunstuniversität Linz in Wien. 2019 wurde er mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2020 mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.