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Focus and Echo – on Art and Sound in Public Spaces

<Gespräch, eng.>

Richard Sennett und John Bingham-Hall im Gespräch mit Gaby Hartel
Samstag, den 5. Juni 2021
15:00 – 16:30 Uhr
Ort: Open University, Urfahraner Marktgelände

Abstract

Seit fünf Jahrzehnten verfolgt der Sozialphilosoph Richard Sennett das soziale Leben in Städten. Vielleicht ist es kein Zufall, dass er als Cellist dabei die Bedeutung des Immateriellen und des Flüchtigen nie übersehen hat. So erweitert er praktische Fragen nach Konstruktion und Organisation von urbanen Räumen, nach ihrem Material und den Atmosphären, die diese verströmen, hin zu einer Ethik des Umgangs von Städtebewohner*innen untereinander. Wie bestimmen kapitalistische Vorgaben die städtischen Verhaltenscodes? Wie lassen sie sich verändern und erweitern? Wie lässt sich der Reflex zum Gegeneinander in eine Entscheidung zum Miteinander zurückführen? Vor diesem Hintergrund gründete Sennett 2012 an der London School of Economics das internationale Forschungs- und Aktionsprojekt Theatrum Mundi, das den Einfluss von künstlerischen Interventionen auf das Verhältnis von Anwohner*innen und Besucher*innen zum sie umgebenden Stadtraum untersucht. Eine Prämisse dieses Projekts ist die Überzeugung, dass Kunst im öffentlichen Raum zivilisatorisch wirkt. Zu den Schwerpunkten dieser aktiven Forschung gehören die Soundart und etwa das Einüben des aktiven Hinhörens mit jungen Bewohner*innen sozialer Brennpunkte. 

Vor dem Hintergrund von pandemiebedingten Ausgangssperren und Versammlungsverboten wollen wir gemeinsam mit Gascia Ouzounian, Professorin für Musik an der University of Oxford, herausfinden, welche Rolle ephemere, kuratierte »Distanzräume« in den neuen Medien und im bewährten Radio übernehmen können, um nach dem Stillstand weiter und verstärkt als verantwortungsvolle, offene und öffentliche Kulturorte genutzt zu werden.

Biografien

Richard Sennett wurde 1943 in Chicago geboren. Er lehrte Soziologie und Geschichte an der MIT und an der London School of Economics and Political Science und ist weiterhin dort tätig. Seine Hauptforschungsgebiete sind Städte, Arbeit und die Kultursoziologie. Nach seinen Büchern Zusammenarbeit (2012) und Handwerk (2008) ist Die offene Stadt der dritte Teil seiner Homo-Faber-Trilogie. Zuletzt erschien Designing Disorder. Experiments and Disruptions in the City (2020 mit Pablo Sendra). Richard Sennett ist für unterschiedliche Institutionen der Vereinten Nationen als Berater tätig und schrieb als Letztes das Mission Statement für Habitat III, den Umweltkongress der Vereinten Nationen.

Gascia Ouzounian ist Professorin für Musik an der University of Oxford. Dort leitet sie das Projekt Sonorous Cities. Toward a Sonic Urbanism. Ihre Arbeiten untersuchen transdisziplinär die Philosophien, Technologien und ästhetischen Ideologien, die unsere Vorstellungen von Klang und Raum in den Feldern der Musik, Sound art, Psychologie, Ingenieurwissenschaft und Urbanistik prägen. Sie ist die Autorin von Stereophonica: Sound and Space in Science, Technology, and the Arts (MIT Press 2020) und Kuratorin für das interaktive Klangkunstlabel Optophono.

Gaby Hartel lebt als Kuratorin, Übersetzerin und Radiomacherin in Berlin und London. Zu ihrem Portfolio zählen Ausstellungen im Soundbereich und an der Schnittstelle von Literatur und zeitgenössischer Kunst (u.a. für die Kunsthalle Wien, den Neuen Berliner Kunstverein, das ZKM). Radiosendungen, Veröffentlichungen, Symposien sowie Lehrtätigkeiten zur zeitgenössischen Kunst, Radioästhetik, Radioarchiven. Zu Gabys Arbeiten als Kuratorin oder Konzeptberaterin gehören: Art / Nature, sound art interventions at Museum für Naturkunde Berlin (2014 – 2018); Radiophonics (HKW, Berlin 2018); Choreography of Sound (ZKM, 2013); SOUNDS. radio – art – new music (nbk, 2010).