Éphémère (Flowers Were Waiting)
Thomas Albdorf (AT)
In Éphémère (Flowers Were Waiting) tarnt Thomas Albdorf Stills aus seinem Video “Flowers Were Waiting on the Balcony of the Room, So Beautiful!” (2018) als Werbung. Das Video basiert auf einem Szenario, das einem während einer Urlaubsreise begegnen könnte – beim Betreten des Hotelzimmers wartet bereits ein hübscher Blumenstrauß auf dem Balkon, der den Blick auf das Meer freigibt. Das Video entstand komplett im Studio, mit unechten Marmorfliesen und Plastikblumen vor gedrucktem Hintergrund. Während der untere Teil des Videos benannte Objekte enthielt, blieb der obere Teil leer und zeigte nur das Meer. In der Postproduktion füllte eine spezielle Software zur Fotoanalyse den oberen Teil künstlich aus, basierend auf Informationen, die sie aus dem unteren Teil extrahierte: “Die Arbeit ist ein Dialog zwischen mir und der Software, ein Versuch, Prozesse offenzulegen, die längst Teil der großen Mehrheit der Bilder sind, die wir täglich erzeugen und konsumieren.”
Was durch Verweise auf konventionelle Methoden und Ästhetiken auf den ersten Blick wie ein konventionelle Werbung aussieht, fällt bei näherer Betrachtung auseinander und bietet keine konkreten Informationen, an denen man sich festhalten kann.
Thomas Albdorf (* 1982) wurde in Linz geboren. Er studierte Transmedia Art und schloss 2013 sein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien ab, wo er derzeit lebt und arbeitet. Sein Hauptinteresse gilt dem Schnittbereich zwischen Fotografie und Skulptur und der Dekontextualisierung durch die Internetverbreitung. Er sieht die Basisfotografie als einen Möglichkeitsraum, der durch digitale Nachbearbeitungsprozesse ermöglicht wird, die ihre sichtbaren Spuren im finalen Werk hinterlassen und sowohl ihre Quelle offenlegen als auch ihre Produktionsbedingungen zur Diskussion stellen. Albdorf wurde vom British Journal of Photography als einer der „Artists to Watch“ ausgewählt (2014), gewann den UNSEEN Amsterdam Talent Award (2016) und präsentierte institutionelle Einzelausstellungen im FOAM Amsterdam (2018) und Folkwang Museum Essen (2019). Er wurde in Magazinen und Blogs wie FOAM Magazine, The Guardian, The New Yorker u. a. vorgestellt und interviewt.