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Category: Exhibition DE

Schauminsel Version Nr. XIII

Stephanie Lüning (DE)

Die Serie Schauminsel ist eine wunderbar chaotische Angelegenheit, bei der eine Schaummaschine, die mit verschiedenfarbigen Wassertanks verbunden ist, einen Berg aus Schaum erzeugt. Dieser Berg verändert sich, verschwindet und wird in regelmäßigen Abständen erneuert, so dass die Besucher*innen den Prozess in Aktion sehen können.

Lünings Arbeiten sind prozessorientiert und bewegen sich zwischen totaler Kontrolle während eines Versuchsaufbaus und der absoluten Abgabe an den angestoßenen Prozess selbst. Sie experimentiert u. a. mit farbigem Schaum, Seifenblasen und farbigen Eisblöcken, untersucht Gewässer auf deren formende Besonderheiten und überlässt dabei dem Zufall eine bedeutende Rolle im künstlerischen Prozess.

Bei ihrem temporär angelegten Werk quellen farbige Schaummassen über die gesamte Umgebung hinweg und hinterlassen vergängliche Farbskulpturen.

Stephanie Lüning (* 1978) ist eine deutsche Malerin und Bildhauerin. Sie absolvierte eine Lehre als Schrift- und Grafikmalerin, studierte danach Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und schloss 2012 ihr Studium mit Diplom und einem ausgezeichneten Meisterschülerin Zertifikat ab. Derzeit lebt und arbeitet sie in Dresden und in den USA. Lüning untersucht in ihren Werken mittels unterschiedlicher Materialien und ungewöhnlicher Medien die Gattungsgrenzen der Malerei. Durch ihre Arbeit und den daraus resultierenden Ergebnissen wird der Entstehungsprozess einer Malerei oder einer Skulptur sichtbar. Sie stellte ihre Arbeiten u. a. in verschiedenen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Museum Wspolczesne Wrocław, Breslau, Polen, in der Galerie Gebrüder Lehmann, Dresden oder in den Hammond Harkins Galleries in Columbus, Ohio, aus.

stephanieluening.com

Sidetracks of the Future

Dominik Morishita-Leitner (AT)

Die Stadt bewegt sich durch die Zeit.

Sidetracks of the Future blickt auf Gebäude und Infrastruktur und wie Bezugsverbindungen von Bauwerken die Stadt und ihre Umgebung formen.

Die BULGARI OPER vervollständigt das runde Ensemble des Bulgari-Platzes. Das bauliche Gedächtnis der Stadt ist auch politisch. Die Sicht über die Blumau bildet eine geistige Verbindung zwischen Landstraße und Wienerstraße und lässt den Ort frei, an dem sich Hitler eine Oper in “seinem” Linz erträumt hat. Der Theaterstandort ist benannt nach Anton Bulgari, der dort im Februar 1934 gegen die Austrofaschisten kämpfte und Tage später exekutiert wurde.

MÜHLKREISBRÜCKE und TUNNEL waren als Autobahnverlängerung ins Mühlviertel geplant. Da dadurch der Autoverkehr nicht beruhigt, sondern verschlimmert worden wäre, wurden die Pläne geändert, um eine Direktverbindung der Mühlkreisbahn über Hauptbahnhof, Industriegebiet und weiter zur Summerauer Bahn zu schaffen. Der weitere Streckenausbau verbindet den Norden des Mühlviertels über die Tschechische Republik und bildet die MÜHLVIERTEL LOOP LINE.

Mögliche Stabilitätsschwierigkeiten der ehemaligen Eisenbahnbrücke für den Autoverkehr führten zum Bau eines Bypasses. Das Stahlgerüst, mit Glas verkleidet, wurde zu einem Tropenhaus umgebaut, der AFFENBRÜCKE.

Dominik Morishita-Leitner lebt und arbeitet in Wien. Aufgewachsen in den Vororten von Linz, in einer Gegend mit einer Mischung aus kleinen Einfamilienhäusern und großen Baufirmen, ist er in den Zwischenräumen zu Hause. Er studierte textil.kunst.design an der Kunstuniversität Linz und ist als Multimedia-Künstler und Kurator in den Bereichen Musik und Grafikdesign tätig, mit Interesse an Architektur und Stadtbildern. In den letzten Jahren wurden Morishita-Leitners Arbeiten u. a. im Kluckyland (Wien), im Ars Electronica Center (Linz), beim Festival AMRO – Art Meets Radical Openness (Linz), im Dora Brilliant (Frankfurt am Main) oder in der Jungdabang Gallery (Seoul) gezeigt.

dominikleitner.tumblr.com

A Minore Amore

Jaakko Myyri (FI)

In der für das Artist-in-Residency-Programm FM[Ai]R konzipierten Arbeit A Minore Amore beschäftigt sich Jaakko Myyri auf vielschichtige Weise mit der Überlierung von queeren Geschichten rund um das Thema der Suche nach Liebe. In Kollaboration mit dem Verein Homosexuelle Initiative Linz (HOSI Linz) hat er ein digitales Archiv aufgebaut, das in partizipativen Workshop-Settings mit Inhalten gefüllt wurde. Ausgangsbasis waren Überlegungen des Künstlers, inwieweit heteronormative Umgebungen die Entstehung und Weitergabe von erotischen Begrifflichkeiten und intimen, alltagssprachlichen Ausdrücken beeinflussen.

Die Heuballen-Skulpturen der Installation erschaffen einen entspannten und ländlich anmutenden physischen Ort. Sie laden zum niederlassen und Wolken beobachten ein. Mittels Scan QR-codierter Steine aus der Donau erhält man Zutritt zu einem virtuellen Ort, an dem digitale Wolken beobachtet werden können, deren animierter Teil aus dem Archiv der queeren Geschichten und Sehnsüchte generiert wird und Textfragmente enthält, die von den Mitwirkenden der queeren Community in Linz gemeinsam geschrieben und gesammelt wurden. Wie vorbeiziehende Wolken oder der aufklarende Himmel nach einem Gewitter entfalten sie metaphorische Deutungsspielräume und laden zum Nachdenken über die Vergänglichkeit von begrifflichen Konnotationen ein.

Jaakko Myyri (* 1991) ist ein finnischer Künstler, der in Amsterdam lebt. Er hat seinen Abschluss an der Gerrit Rietveld Academie gemacht und widmet sich seither in seiner Arbeit der Materialität und der Erkennbarkeit von Prozessen, die in Sprache, Geschlechterrollenerwerb und Identitätsperformance münden. Dies zeigt sich etwa in seiner Arbeit „Offspring on springs“ (2018), bei der Menschen aller Altersgruppen in mehreren parallel gespielten Skripten auf den Protagonisten Skiver und die sozial kontextualisierte Anpassung an die Geschlechterrollen einwirken – gezeigt in einer Einzelausstellung bei NEVERNEVERLAND (Amsterdam).

jmyyri.com

Sometimes I feel nice ✨

Hannah Neckel (AT)

Unser menschlicher Körper ist unser Portal zum Erleben der physischen Realität. Er ermöglicht es mit unseren Sinnen, die Existenz zu erfassen. In der virtuellen Welt werden Repräsentationen unseres Körpers oft reproduziert, aber warum fühlen wir uns verpflichtet, uns mit unseren physischen Formen darzustellen? In der Virtualität können wir jede Form, jede Gestalt und jedes Sein annehmen. Im Internet ist man eigentlich nicht mehr an diese physische Form gebunden. Trotzdem verfallen wir oft in alte Muster, in denen wir IRL in URL übersetzen, anstatt mit der Grenzenlosigkeit des digitalen Körpers dieses Denken zu durchbrechen.

Unser Selbst stellen wir meist über unser Gesicht dar, es dient uns als Wiedererkennungsmerkmal und wir definieren unsere Identität darüber. Mit dem Filter können wir uns in kurzen Momenten von diesen Vorgaben lösen, unsere physische Form beliebig verändern und modifizieren. Become your own customizable avatar IRL and URL.✨🧚🏻

Hannah Neckel ist eine intermediale Künstlerin, die im Internet zu Hause ist. Sie studiert Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Ihre multimedialen XXXperiences verführen in einen verträumten Hyperraum, in dem Internet und physische Welt verschmelzen. Das Internet als utopischer Sehnsuchtsort dient als Ausgangspunkt für das Streben nach Freiheit, das sich in den Arbeiten manifestiert und in einem Wechselspiel von Online- und Offline-Material entsteht. Wie aus einem überlaufenden Glas schwappt die Internet-Ästhetik in die Realität und überlagert und verbindet sich untereinander wie die Ebenen einer Photoshop-Datei. Zuletzt wurden ihre Arbeiten im Semperdepot in Wien, im Fluc in Wien, bei Well Now WTF? (Internet), bei der Re:Publica in Berlin, im Periscope in Salzburg, im Austrian Cultural Forum in London und in der De:Formal Gallery in New York gezeigt.

hannahneckel.com

Brush Stroke

Elisa Giardina Papa (IT)

Lucia** =):
Wie lösche ich das Raster hinter einem transparenten Hintergrund?
Re: an @Lucia** =):
Das ist wie die Frage, wo die Sonne nachts hingeht.
Re: an @Lucia** =): 
Du verstehst schon, dass es bereits nichts repräsentiert?
Wie repräsentiert man nichts? 
Wo immer du dieses transparente Raster siehst, weißt du, dass du auf nichts schaust.

Brush Stroke ist eine Serie von flachen, minimalistischen Skulpturen, die auf der Vorderseite mit einem weißen und grauen Raster bedruckt sind. Von einem bestimmten Standpunkt aus gesehen und fotografiert, wird es als Pinselstrich wahrgenommen, der den Raum, in dem das Werk installiert ist, auslöscht, wie es in einer Bildbearbeitungssoftware geschehen würde. Existiert diese Arbeit als Objekt im Raum oder lediglich als digitales Bild? Macht diese Unterscheidung überhaupt einen Sinn?

Elisa Giardina Papa (* 1979) ist eine italienische Künstlerin, die in ihrer Arbeit Geschlecht, Sexualität, Pflege und Arbeit in Bezug auf den neoliberalen Kapitalismus und die Grenzen des globalen Südens auslotet. Sie lebt und arbeitet derzeit in New York und Sizilien. Giardina Papa erhielt einen MFA von der Rhode Island School of Design und einen BA vom Politecnico in Mailand. Derzeit promoviert sie in Film- und Medienwissenschaften an der University of California Berkeley. Giardina Papa ist Gründungsmitglied des Künstler*innenkollektivs „Radha May“. Ihre Arbeiten wurden u. a. im MoMA in New York, im Whitney Museum of American Art in New York, bei der Seoul Mediacity Biennale 2018, im Unofficial Internet Pavilion of the 54th Venice Biennial, bei der XVI Quadriennale di Roma, auf rhizome.org [Download Commission], in The Flaherty NYC, im Aksioma – Institute for Contemporary Art in Ljubljana und im ICA Milano ausgestellt und gezeigt.

elisagiardinapapa.org

Cloud

Matthias Pitscher (DE)

“Manchmal vergesse ich, dass das Internet ein echter Ort ist. Es existiert überall auf dem Planeten, verbindet Computer mit Kabeln und unsichtbaren Lichtern. Nur wenn ich auf die Dächer schaue, sehe ich diese Körper aus Stahl, und dann frage ich mich: Was wäre, wenn ich die Wolken sehen könnte, die durch unsere Online-Aktivitäten entstehen? Würde ich achtsamer sein, wo meine Daten landen? Würde ich mich vor Elektrosmog und Umweltverschmutzung fürchten?“

Matthias Pitschers vergängliche Installation Cloud macht die Infrastruktur von Mobilfunknetzen sichtbar, indem sie deren physische Strukturen für einen Moment in Nebel hüllt. Die Metapher der Wolke wird dabei wörtlich genommen und rückt die Sendemasten in den Fokus, die direkt mit den globalen Datenzentren verbunden sind. Das Kunstwerk, das in unregelmäßigen Abständen – je nach Datenumsatz – für den jeweiligen Mobilfunkstandort erscheint, ist die Materialisierung eines sonst unsichtbaren Informationsflusses. Die Installation lenkt die Blicke der Menschen auf die Dächer, Gedanken über Ästhetik, Ängste und Funktionalität unserer Informationsinfrastrukturen werden unweigerlich ausgelöst. Pitscher lädt dazu ein, in die Wolken zu schauen und von den Paketen zu träumen, die durch die Luft schweben.

Matthias Schäfer (* 1991) wurde in einer kleinen und beschaulichen deutschen Stadt geboren. 2012 begann er ein Studium der Medienkunst und Gestaltung an der Bauhaus-Universität in Weimar. Neben der Vertiefung seiner grafischen Fähigkeiten verlagerte sich sein Interesse auf zeitgenössische Kunst und insbesondere zur Konzeptkunst, wo er eine neue Art der spielerischen Philosophie fand. Mit seinem Alter Ego „Pitscher“ begann er, eigene interaktive Installationen und soziale Experimente im öffentlichen Raum zu bauen. Seine performativen Aktionen verfeinerte er 2015 an der University of Ulster in Belfast weiter. Derzeit studiert er Interface Cultures an der Kunstuniversität Linz, wo er sich mit der Nutzung, Untersuchung und Generierung von Geschichten über künstliche Intelligenz beschäftigt. Seine Arbeiten balancieren an der Grenze zwischen Ironie und Aufrichtigkeit und überlassen die Interpretation den Nutzer*innen. Sie wurden u. a. im Keck Kiosk in Basel, beim Ars Electronica Festival in Linz, im Xie Zilong Photography Museum in Changsha, bei space is a space in Berlin, beim Digital Arts Festival in Athen, in der Spinnerei Leipzig, beim Node Festival in Frankfurt am Main, bei der transmediale Berlin und im Museum of Modern Art in Odessa gezeigt.

pitscher.net

Excerpt of Dual Mismo

Carlos Sáez (ES)

Wie real ist unsere Realität heute? Vom lateinischen “virtus” (Kraft oder Tugend) abgeleitet, ist “virtuell” ein Adjektiv, das sich ursprünglich auf das bezieht, was das Potenzial hat, eine Wirkung hervorzubringen, obwohl es diese in der Gegenwart nicht hervorbringt. Ein Gemälde oder ein Foto, ein Video oder ein Instagram-Profil einer Frau zeigt nicht die wirkliche Frau, sondern das, was sie sein könnte. 

Jede Generation von Menschen ist in der Lage, sich an neue Ebenen der Virtualität in ihrem Leben zu gewöhnen und sie als real anzunehmen. Wenn wir zum Beispiel auf einer Website scrollen, nehmen wir an, dass wir eine Textspalte mit Bildern nach oben oder unten scrollen, während es sich in Wahrheit um eine Illusion handelt, die durch Computerprogrammierung erzeugt wurde, da es nichts über oder unter dem gibt, was auf unserem Bildschirm erscheint und alle Inhalte nur dank eines Codes in unsere visuelle Sprache übersetzt werden. Mit der Zeit fügen wir unserer Realität solche Mikro-Wahrnehmungen hinzu. Was wir heute Realität nennen, könnte für jemanden aus einem vergangenen Jahrhundert sehr virtuell sein.

Carlos Saéz (* 1988) ist ein multidisziplinärer Künstler, der sich auf digitale Medien spezialisiert hat. Sein Hauptuntersuchungsgegenstand ist die Beziehung zwischen Mensch und Technologie mit besonderem Fokus auf die Ästhetik der Maschinen selbst und ihrer Programmierung. 2012 gründete Sáez cloaque.org, ein auf dem surrealistischen Konzept des “exquisiten Kadavers” basierendes kuratorisches Webprojekt, an dem viele Internationale digitale Künstler*innen mitgewirkt haben. In seinen jüngsten Arbeiten beschäftigt er sich mit “morphologischer Freiheit” und nutzt Medien wie Illustration, Video oder 3D-Renderings, um den menschlichen Wunsch nach Veränderung des natürlichen Erscheinungsbildes in virtuellen Umgebungen zu thematisieren.

instagram.com/carlossaez1

Carrying the Cross

Filipe Vilas-Boas (PT/FR)

Carrying the Cross ist eine Langzeitperformance, die aus einem fortlaufenden Werk abgeleitet wurde, das die Utopie der globalen Vernetzung, spirituelle Magie und die zeitgenössische algorithmische Dystopie der Sklaverei erforscht. Der Künstler trägt ein riesiges skulpturales “f” durch die Straßen von Linz – die Kreuzigung markiert den Höhepunkt der Performance.

Konzipiert als Kommentar zu digitalen Plattformen und, allgemeiner, zum wachsenden Gewicht des privaten Sektors sowohl im öffentlichen Raum als auch in der privaten Sphäre, wurde die performative Prozession ursprünglich als Teil von “EDEN”, Filipe Vilas-Boas’ Einzelausstellung bei Zaratan Arte Contemporânea in Lissabon im Juli 2019, konzipiert. Im September 2019 wurde die Performance in London rund um die Tate Modern im Rahmen des von Hyphen Labs kuratierten Tate Exchange-Programms aufgeführt.

Das Werk zielt darauf ab, eine Diskussion zu Themen rund um digitale Plattformen wie Privatsphäre, Datenextraktivismus, Überwachungskapitalismus, digitale Arbeit und Algorithmusverzerrungen anzuregen. Carrying the Cross spielt mit der Emotionalität von Hoffnung und Unterdrückung innerhalb der Parameter der Digitalisierung, wo Technologie auf Religion trifft.

Filipe Vilas-Boas (* 1981) ist ein französisch-portugiesischer autodidaktischer Konzeptkünstler. Er lebt und arbeitet derzeit in Paris. Ohne ein naiver Tech-Utopist oder ein widerwilliger Technophob zu sein, erforscht er unsere Nutzung digitaler Medienplattformen, ihre ästhetischen Implikationen und politischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen. Seine Installationen, Performances und konzeptionellen Kunstwerke hinterfragen die globale Digitalisierung unserer Gesellschaft, vor allem durch die Verschmelzung unserer physischen und digitalen Welt. Seine Arbeiten wurden in den portugiesischen Emerging Art Books 2018 & 2019 hervorgehoben und international gezeigt, u. a. beim Nuit Blanche Paris, der UNESCO, der Biennale Siana, im Le Cube in Issy-les-Moulineaux, im französischen Kulturministerium, der Némo Biennale in Paris, beim Athens Digital Art Festival, beim Monitor – Heraklion Contemporary Arts Festival, bei Zaratan, im MAAT Museum in Lissabon und in der Tate Modern in London.

filipevilasboas.com

R.I.P. (Rest in Privacy)

Filipe Vilas-Boas (PT/FR)

Mit R.I.P. (Rest in Privacy) greift der Künstler erneut religiöse Traditionen auf und verfremdet sie für seine Zwecke, ähnlich wie bei der Performance Carrying the Cross. Wo in der christlichen Tradition ein Gedenkstein ein Zeichen für die Lieben ist, die nicht mehr unter uns weilen, lädt Filipe Vilas-Boas mit dieser Installation dazu ein, den Untergang der Privatsphäre zu betrauern. 

Die Privatsphäre, speziell die in unserem digitalisierten Alltag mit E-Mails, Social Media und Webcams an jedem Laptop, ist seit Jahren zunehmend gefährdet. Von der groß angelegten Überwachung von US-Bürgern durch die National Security Agency (NSA), Online-Diensten, die wir – unwissentlich – mit Daten über unser persönliches Surfverhalten füttern – es sind unsere täglichen Handlungen, die unser Recht, unsere intimsten oder persönlichsten Momente zu verbergen, unter großen Druck setzen.

Kommen wir zu einer kollektiven Sitzung zu R.I.P. (Rest in Privacy) zusammen, um uns an das zu erinnern, was wir nicht als so wesentlich erkannten, bis wir es nicht mehr hatten.

Filipe Vilas-Boas (* 1981) is a French-Portuguese self-taught conceptual artist. He currently lives and works in Paris. Without being a naive tech utopist or a reluctant technophobe, he explores our use of digital media platforms, its aesthetic implications, and political, social and environmental repercussions. His installations, performances and conceptual artworks question the global digitalization of our societies, mostly by merging our physical and digital worlds. His works were highlighted in the Portuguese Emerging Art Books, 2018 & 2019 Edition, and have been shown internationally notably at Nuit Blanche Paris, the UNESCO, Biennale Siana, Le Cube in Issy-les-Moulineaux, The French Ministry of Culture, Némo Biennial in Paris, Athens Digital Art Festival, Monitor – Heraklion Contemporary Arts Festival, Zaratan, MAAT Museum and Tate Modern.

filipevilasboas.com

Airmarket

Simon Weckert (DE) mit Armandeus Meniak und Lucas Novy (beide DE)

Wir handeln mit Luft! Bei uns am Airmarket wird die Linzer Luft zur Ware, welche erworben werden kann und durch den Airmarket verwaltet wird.

Luftverschmutzung ist Schauplatz ökologischer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit. Die daraus resultierenden Abgaskonzentrationen sind gesundheitlich nicht verträglich und gehen mit der Tatsache einher, dass in Zukunft immer mehr Menschen verschmutzte Luft einatmen. Deshalb sichere dir jetzt saubere Luft, damit sie in Zukunft nicht knapp wird. Bei uns kannst du Luftraum im Handel mit deinen Daten erwerben und über ein Benutzerinterface unser Sortiment durchsuchen. Ein offizielles Dokument von unserem Airmarket bescheinigt dir den rechtmäßigen Anspruch auf deinen Luftraum.

Simon Weckert hat Neue Medienkunst an der Universität der Künste Berlin in der Klasse für Digitale Medien studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin. Sein Fokus liegt auf der digitalen Welt – einschließlich allem, was mit Code und Elektronik zu tun hat, was er unter Berücksichtigung aktueller sozialer Aspekte untersucht. Seine Arbeiten waren u. a. beim Japan Media Art Festival, auf „Arte TRACKS“, im Bauhaus Museum in Weimar, in der EDF Foundation in Paris, beim Chaosflux-Remote-Treffen des Chaos Computer Clubs in Siegen und im chi K11 artspace in Shanghai zu sehen. Für seine Arbeit bei FMR 21 arbeitet er mit zwei weiteren Künstlern, Armandeus Meniak und Lucas Novy, zusammen.

simonweckert.com